Passend zu den Olympischen Spielen in Rio diese Wochen, besuchte ich auf einer Fototour das Olympische Dorf in Elstal.
Vor genau 80 Jahren fanden die Olympischen Spiele in Berlin statt. Zusätzlich zu den Spielstätten am Olympiastadion gab es in Elstal unweit von Berlin das Olympisches Dorf und die Trainingsplätze. Eine Fototour im Olympiastadion hatte ich bereits vor einiger Zeit. Wirklich schade finde ich, dass es dort keinen Hinweis auf das Olympische Dorf in Elstal gab.
In Elstal gab es wirklich sehr viel zu sehen und der Andrang war größer als gedacht. Am vergangenen sonnigen Wochenende war der Parkplatz gut gefüllt und viele Besucher waren unterwegs. Das lag zum einen sicher auch an den Olympischen Spielen derzeit in Rio und dem 80jährigen Jubiläum der Spiele in Berlin. Es gab Beiträge im Fernsehen wie unter anderem ein Dokudrama im ARD (http://www.rbb-online.de/rbbaktuell/archiv/20160711_2145/olympia.html), die das Interesse der Leute sicher geweckt haben.
Meine Fototour in Elstal habe ich mit zwei befreundeten Fotografen gemacht. Wir haben für uns eine Fotoführung gebucht, bei der wir mit einem sehr netten Herrn die verschiedenen Gebäude betreten und fotografieren konnten. Als normaler Besucher im Olympischen Dorf kann man nur mit Führungen in die Gebäude. Fotoführungen können bis maximal 5 Personen gebucht werden. Weitere Informationen zu den Führungen gibt es hier.
Als erstes nun ein paar Fakten zu den Olympischen Spielen in Berlin. Weitere interessante Informationen gibt es natürlich vor Ort in Elstal.
Turnhalle & Sportplatz
Die Tour hat direkt in der Turnhalle begonnen. Das Gebäude befindet sich noch in einem relativ guten Zustand. Viele der bunten Scheiben sind noch erhalten. Leider haben wir auch erfahren, dass besonders die Scheiben zur Straße mit Schüssen durchlöchert werden. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis auch die Scheiben zerstört sind. Direkt vor der Turnhalle befindet sich der Sportplatz mit Fußballtoren, einer Aschenbahn und eine Weitsprunganlage.
Schwimmhalle
Direkt gegenüber befindet sich die Schwimmhalle. Die Fensterfront der Schwimmhalle kann geöffnet werden, so dass die Sportler früher direkt nach dem Sport Schwimmen gehen konnten. Im Jahr 1993 wurde das Gebäude durch einen Brand stark beschädigt, aber im Jahre 2011 äußerlich wieder rekonstruiert. Innen sieht man dem Gebäude das Alter deutlich an. Dies soll auch so bleiben. Die Schwimmhalle hat ein 25m x 12m großes Becken, es gab einen Sprungturm, Duschen, Umkleide- und Massageräume. Die Duschen sind noch erkennbar, allerdings nicht mehr original.
Sportlerunterkünfte & Jesse-Owens-Haus
Viele der ehemaligen Unterkünfte im Olympischen Dorf gibt es heute nicht mehr. An einigen Stellen sind lediglich noch die Grundmauern zu sehen, andere Gebäude sind bereits sehr zerstört. Die einstöckigen Wohnhäuser wurden nach deutschen Städten benannt und die Zimmer waren nach einem Standard eingerichtet – zwei Betten, zwei Hocker, ein Tisch mit Stuhl, zwei geräumige Schränke. Jedes Haus hatte Dusche und WC. Jedes Haus besaß einen Tagesraum mit großen Fenstern und Flügeltüren zu der Terrasse.
Der US Amerikaner Jesse Owen war mit 4 Goldmedaillen der erfolgreichste Athlet der Olympischen Spiele 1936. Der Sportler gewann de Goldmedaille im 100m Lauf 200m Lauf, Weitsprung und 4x100m Staffel. Vor ihm hatte dies noch kein Sportler geschafft. Im nach ihm benannten Haus zeigt das Olympische Dorf sein Zimmer und mehrere Ausstellungen unter anderem zum Thema Jessie Owen.
Das Speisehaus der Nationen
Besonders auffällig auf dem Gelände ist das Speisehaus der Nationen. Die Form des Gebäudes erinnert an ein großes Auge und beinhaltet 38 Speisesäle mit großzügigen Terrassen, die das Olympische Dorf überblicken. Bei unserer Führung dürften wir die oberste Terrasse betreten und den Ausblick genießen. Die Geländer der Terrassen sind nicht mehr vorhanden und der Boden wurde mit Schweißbahnen überzogen, um den Regen vom Eindringen abzuhalten. Das Gebäude wurde mit Voraussicht gebaut und nach den Olympischen Spielen als Militärkrankenhaus verwendet.
Das Hindenburghaus
Nach dem Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg benannt, war das Gebäude das zentrale Gemeinschaftshaus. Im großen Festsaal fanden 1000 Sportler platz, um das abendliche Unterhaltungsveranstaltungen, wie zum Beispiel Berichte zu den Olympischen Spielen, Spiel- und Sportfilme oder Konzerte, zu besuchen.
Nach den Olympischen Spielen
Besonders auffällig sind die alten leerstehenden Plattenbauten im Olympischen Dorf. Diese wurden weit nach den Olympischen Spielen errichtet. Das Olympische Dorf war nach den Spielen eine Infanterieschule mit Militärkrankenhaus. Nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 90er Jahre nutze die Sowjetische Armee das Gelände. Viele der Unterkünfte wurden in dem Zeitraum nicht gepflegt und sind verfallen.
Ich hätte bei weitem nicht die Größe des Olympischen Dorfes erwartet. Für die Fototour etwas Geld zu bezahlen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Kosten beliefen sich auf 50 Euro plus 4 Euro Eintritt pro Person. Da wir zu dritt waren, habe ich knapp über 20 Euro gezahlt und konnte viele tolle Fotos machen. Ich empfehle jedem Fotografen, der sich für Geschichte und Lost Places interessiert diese Tour. In den Gebäuden konnten wir uns frei bewegen. Unser Führer hat uns auch geduldig viele Fragen beantwortet. Als hier gibt es eine klare Empfehlung von mir.